| Preußische Provinz Ostpreußen
1. Oberpräsidenten 2. Bevölkerung 2.1. Einwohnerzahl 2.2. Erwerbstätigkeit und Altersstruktur 4. Wahlen 5. Verwaltungsstruktur 6. Landesbeschreibung 1894 Quellen und Literatur
1. Oberpräsidenten
Oberpräsident der Provinz Preußen (Ost- u. Westpreußen) 1824 - 1842 Theodor Heinrich von Schön (Online-Kurzbiographie) 1842 - 1848 Karl Wilhelm (seit 1864 von) Bötticher (Online-Kurzbiographie) 1848 - 1849 Rudolf Ludwig Cäsar von Auerswald (Online-Kurzbiographie) 1849 - 1850 Eduard Heinrich (seit 1861 von) Flottwell (Online-Kurzbiographie) 1850 - 1868 Franz August Eichmann (Online-Kurzbiographie) 1869 - 1878 Carl Wilhelm Heinrich Georg (seit 1865 von) Horn (Online-Kurzbiographie)
Oberpräsident der Provinz Ostpreußen 1815 - 1824 Hans Jakob von Auerswald (Online-Kurzbiographie) (1824 bis 1878 Teil der Provinz Preußen) 1878 - 1882 Carl Wilhelm Heinrich (seit 1865 von) Horn (Online-Kurzbiographie) 1882 - 1891 Albrecht Heinrich von Schlieckmann (Online-Kurzbiographie) 1891 - 1895 Udo Graf zu Stolberg-Wernigerode (Online-Kurzbiographie) 1895 - 1901 Wilhelm (Bill) Graf von Bismarck-Schönhausen (Online-Kurzbiographie) 1901 - 1903 Hugo Samuel Freiherr von Richthofen (Online-Kurzbiographie) 1903 - 1907 Friedrich Graf von Moltke (Online-Kurzbiographie) 1907 - 1914 Ludwig (Louis) von Windheim (Online-Kurzbiographie) 1914 - 1916 Adolf von Tortilowicz Batocki-Friebe (Online-Kurzbiographie) 1916 - 1918 Friedrich Wilhelm von Berg-Markienen (Online-Kurzbiographie) Feb. 1918 - 30. 6. 1919 Adolf von Tortilowicz Batocki-Friebe (Online-Kurzbiographie) Juli 1919 - März 1920 August Winnig (Online-Kurzbiographie) 1920 - Okt. 1932 Ernst Siehr (Online-Kurzbiographie) Okt. 1932 - Mai 1933 Wilhelm Kutscher (Online-Kurzbiographie) 1933 - 1945 Erich Koch (Online-Kurzbiographie)
2. Die Bevölkerung der Provinz Ostpreußen
2.1. Einwohnerzahl
Einwohnerzahl Provinz Preußen (Ost- u. Westpreußen) 3.137.545 (1871)
Einwohnerzahl Provinz Ostpreußen 1.856.421 (1875) 1.933.936 (1880) 1.958.663 (1890), davon 1,675,792 Evangelische, 257,159 Katholiken, 11.141 sonstige Christen, 14.411 Juden 1.996.626 (1900), davon 1.698.465 Evangelische, 269.196 Katholiken, 14.995 sonstige Christen, 13.877 Juden 2.256.349 (1925), davon 1.889.957 Evangelische, 339.540 Katholiken, 3.555 sonstige Christen, 11.337 Juden 2.333.301 (1933), davon 1.941.589 Evangelische, 364.053 Katholiken, 1.412 sonstige Christen, 8.838 Juden 2.488.122 (1939), davon 2.015.497 Evangelische, 404.049 Katholiken, 22.250 sonstige Christen, 3.047 Juden
2.2. Erwerbstätigkeit und Altersstruktur der Bevölkerung nach der Volkszählung vom 17. 5. 1939 | | Zahl der Haushaltungen | 635.195 | Ständige Bevölkerung (Wohnbevölkerung ohne ihre Dienstpflicht ableistenden Angehörigen von Wehrmacht und Reichsarbeitsdienst) | 2.413.447 | davon männlich | 1.172.413 | Altersstruktur der Bevölkerung: | | unter 6 Jahre alt | 12,8 % | 6 bis 13 Jahre alt | 14,4 % | 14 bis 64 Jahre alt | 64,6 % | über 64 Jahre alt | 8,2 % | Berufszugehörigkeit nach Wirtschaftszweig: | | Landwirtschaft und Forstwirtschaft | 36,5 % | Industrie und Handwerk | 24,1 % | Handel und Verkehr | 12,7 % | Dienstleistungen einschl. öffentlicher Dienst | 26,7 % | Berufszugehörigkeit nach der Stellung im Beruf: | | Selbstständige | 15,9 % | Mithelfende Familienangehörige | 10,7 % | Beamte und Angestellte | 14,5 % | Arbeiter | 45,8 % | Sonstige | 13,1 % | Betriebsfläche der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe: | | 0,5 bis unter 5 ha | 48.292 (34,2 %) | 5 bis unter 10 ha | 28.637 (20,3 %) | 10 bis unter 20 ha | 32.289 (22,9 %) | 20 bis unter 100 ha | 27.893 (19,8 %) | 100 ha und mehr | 3.976 (2,8 %) |
4. Wahlen in der Provinz Ostpreußen
Die Reichstagswahlen von | 1907 | 1912 | Deutschkonservativ | 56,5 % | 36,2 % | Reichspartei | - | 2,3 % | Nationalliberal | 5,0 % | 16,3 % | Wirtschaftliche Vereinigung | - | 0,0 % | Freisinnige Volkspartei | 12,4 % | - | Fortschrittliche Volkspartei | - | 17,4 % | Zentrum | 8,8 % | 8,1 % | Polenpartei | 2,0 % | 3,0 % | Sozialdemokraten | 13,5 % | 14,8 % | Andere Parteien | 1,3 % | 1,8 % | Unbestimmt | 0,4 % | - | Zersplittert | 0,1 % | 0,1 % |
Wahl des Reichspräsidenten 1932 | Düsterberg | Hindenburg | Hitler | Thälmann | Winter | zersplittert | 1. Wahlgang, 13. 3. 1932 | 133.879 11,5 % | 509.883 43,8 % | 402.300 34,5 % | 116.451 10,0 % | 2.416 0,2 % | 335 0,0 % | 2. Wahlgang, 10. 4. 1932 | - | 546.624 48,6 % | 493.203 43,8 % | 84.951 7,5 % | - | 402 0,0 % |
6. Landesbeschreibung 1894 "Ostpreußen, preuß. Provinz, das östlichste Land des Reichs überhaupt, an der Ostsee (Landspitze Brüsterort), dem Frischen und Kurischen Haff und dem Norddeutschen Tiefland gelegen, 36,981 qkm (671,65 QM.) groß, wird in der südlichen Hälfte vom Norddeutschen Landrücken durchzogen, der nahe der West- und Ostgrenze die höchsten Erhebungen der Provinz aufzuweisen hat: dort die Kernsdorfer Höhe (313 m), hier den Seesker Berg (309 m). Der Landrücken ist in seiner ganzen Ausdehnung reich an Seen, die mehrfach gruppenweise hervortreten, und von denen die Seen von zwei Gruppen durch schiffbare Kanäle zu einer Wasserstraße verbunden sind. Auf der Grenze von Westpreußen sind durch den Elbing-Oberländischen Kanal und seine Zweige (mit den Seen 145 km lang) der Geserich-, Ewing-, Drewenz-, Röthloff- und andere Seen auf der Höhe (etwa 100 m hoch) mit dem Drausensee, zu dem der Kanal in geneigten Ebenen hinabsteigt, und mit dem Elbingfluß verbunden, während weiter östlich die Masurische Wasserstraße, mit den Seen und Verzweigungen 125 km lang, außer mehreren kleinern Seen den Angerburger-, Löwentin-, Spirding- und Roschsee, alle in einer von N. nach S. den Landrücken durchschneidenden Senke (Wasserscheide zwischen Pregel und Memel im Spirdingsee 117 m hoch) liegend, in Verbindung setzen, ohne freilich bis dahin für diesen Wasserweg mit sonstigen schiffbaren Gewässern einen Anknüpfungspunkt erreicht zu haben. Von den übrigen Seen des Landrückens liegen in der nördlichen Abdachung im Gebiet der obern Alle der Lansker und Plautzigsee, östl. von Mohrungen der Nariensee, ferner der Groß-Lautern- und Dadeysee und auf der Ostgrenze der Wysztyter See an der Pissa; in der südlichen Abdachung und zwar im Regierungsbezirk Gumbinnen der Mucker-, Nieder- und Arys-, Laszmiaden-, Szonstag-, Selmentsee u. a. - Passarge, Alle, Angerapp, Rominte und Pissa entfließen dem Landrücken nach N., Drewenz, Neide (auch Soldau und in Polen Wkra), Omulef, Pischfluß und Lyck nach S., letztere mit Ausnahme der Drewenz ganz nach Polen übertretend. Die nördliche Hälfte der Provinz zeigt eine Abwechslung von Hügel- und Tiefland. Unter den Hügelländern treten hervor: die östlichen Abfälle der Trunzer Berge auf der Grenze von Westpreußen, der Stablack und die Höhen von Wildenhof (Schloßberg 216 m) westlich von Pr.-Eylau, das Hügelland im westlichen Samland (Galtgarben im Alkgebirge 110 m) und eine Hügelkette, von der Memel östl. von Ragnit durchschnitten, bei Obereisseln. Als zusammenhängendes Tiefland, nur wenige Meter über dem Kurischen Haff, erscheint das ganze Gebiet zwischen Memel und Pregel auf der Südostseite des genannten Haffs, das in der Tilsiter Niederung an der Ruß und Gilge vortreffliche Äcker und Wiesen, im Mündungsgebiet der Ruß und im S. von der Gilge große, zum Teil versumpfte Waldflächen, abwechselnd mit unkultivierbaren Hochmooren, aufzuweisen hat. Hauptflüsse sind die Memel (Mündungsarme Ruß und Gilge), der Nemonien, der Pregel mit seinen Quellflüssen (Inster, Pissa und Angerapp), dem Arm Deime und der Alle, die Passarge und Drewenz. Unter den Kanälen sind außer den beiden genannten Schiffahrtsstraßen noch der Große Friedrichsgraben und der Seckenburger Kanal (zwischen Deime und Gilge) als zwischen Pregel und Memel und der König Wilhelms-Kanal zwischen der Ruß und der Stadt Memel aufzuführen. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt auf dem Landrücken und im O. unter 6 º, in den begünstigtern Gegenden nach der Küste etwas über 6 º. Von der Gesamtfläche entfallen 51,0 Proz. auf Acker und Gärten, 13,1 auf Wiesen, 9,9 auf Weiden, 18,2 Proz. auf Holzungen (Reinertrag: ha 7,2 für Acker und Gärten 9,3 Mk.). Nach der Viehzählung von 1893 waren vorhanden: 423,792 Pferde, 958,288 Stück Rindvieh, 937,039 Schafe, 699,971 Schweine und 25,545 Ziegen; in der Pferdezucht nimmt O. und zwar hier wiederum der mittlere Teil des Regierungsbezirks Gumbinnen, woselbst das Gestüt Trakehnen, die erste Stelle im Reich ein. In den großen Wäldern (Johannisburger Heide) lebt noch der Wolf, sehr vereinzelt (Romintesche Heide) der Luchs. Unter den Mineralien ist der Bernstein, der im Samland aus der See geschöpft und im Land gegraben sowie im Kurischen Haff gefischt wird, ein echt ostpreußisches Produkt. Nach der Zählung von 1890 hatte O. 1,958,663 (1816: 886.174) Ew., davon 1,675,792 Evang., 257,159 Kath. u. 14,411 Juden (327.696 Polen, Masuren u. Kassuben im S., 118,090 Litauer im N., 416 Kuren, Esthen u. Letten im NO.; 53 Ew. auf 1 qkm). Die Gewerbezählung von 1882 ergab für O. 88,516 Betriebe mit 151,687 in denselben beschäftigten Personen, darunter 3603 Personen bei der Fischerei, 9644 bei der Metallverarbeitung, 6074 bei der Fabrikation von Maschinen, Werkzeugen etc., 5466 bei der Textilindustrie, 12.068 bei der Industrie der Holz- u. Schnitzstoffe, 16,825 bei der Bereitung von Nahrungs- und Genußmitteln, 37,701 bei der Bekleidung und Reinigung, 9508 bei den Baugewerben, 23,715 in den Handelsgewerben etc. Die wichtigsten Seehandelsstädte sind Memel und Königsberg (Pillau). Unter den Bildungsanstalten sind 1 Universität, 16 Gymnasien, 2 Progymnasien, 5 Realgymnasien, 2 Realprogymnasien, 1 höhere Bürgerschule, 2 Landwirtschaftsschulen, 8 Schullehrerseminare etc. Die Provinz (Hauptstadt Königsberg) zerfällt in die Regierungsbezirke Königsberg mit 20 und Gumbinnen mit 16 Kreisen. Auf dem Gebiet der Rechtspflege bildet Ostpreußen den Bezirk des Oberlandesgerichts zu Königsberg i. Ostpr. (s. d.), in militärischer Hinsicht den Hauptteil des Bezirks des 1. Armeekorps." (Quelle: Neumanns Orts-Lexikon des Deutschen Reichs. Ein geographisch-statistisches Nachschlagebuch für deutsche Landeskunde. Dritte, neu bearbeitete und vermehrte Auflage von Wilhelm Keil. Leipzig, 1894.)
Quellen und Literatur
Gothaisches Jahrbuch für Diplomatie, Verwaltung und Wirtschaft. Hundertdreiundsechzigster Jahrgang 1926. Gotha, 1926.
Gothaisches Jahrbuch für Diplomatie, Verwaltung und Wirtschaft. Hunderteinundachtzigster Jahrgang 1944. Gotha, 1944.
Schwabe, Klaus (Hrsg.): Die preußischen Oberpräsidenten 1815 - 1945 (Büdinger Forschungen zur Sozialgeschichte; Bd. 15). Boppard am Rhein, 1985.
Vierteljahreshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für das Jahr 1873. Band II, Heft II, Abtheilung 1: Die Volkszählung im Deutschen Reiche vom 1. Dezember 1871. Berlin, 1873. Statistik des Deutschen Reichs. Alte Folge, Band 57: Die Volkszählung im Deutschen Reich am 1. Dezember 1880. Berlin, 1883. Statistik des Deutschen Reichs. Neu Folge, Band 68: Die Volkszählung am 1. Dezember 1890 im Deutschen Reich. Berlin, 1894. Statistik des Deutschen Reichs. Band 150: Die Volkszählung am 1. Dezember 1900 im Deutschen Reich. Berlin, 1903. Statistik des Deutschen Reichs. Band 250: Die Reichstagswahlen von 1912. Berlin, 1913. Statistik des Deutschen Reichs. Band 401: Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 16. Juni 1925. Heft 1: Die Bevölkerung im Deutschen Reich nach den Ergebnissen der Volkszählung 1925. Teil I: Einführung in die Volkszählung 1925. Tabellenwerk. Berlin, 1928. Statistik des Deutschen Reichs. Band 427: Die Wahl des Reichspräsidenten am 13. März und 10. April 1932. Berlin, 1932. Statistik des Deutschen Reichs. Band 450: Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich. Berlin, 1939. Teil I: Altreich und Land Österreich. Teil II: Sudetendeutsche Gebiete und Memelland. Statistik des Deutschen Reichs. Band 451: Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 16. Juni 1933. Heft 3: Die Bevölkerung des Deutschen Reichs nach der Religionszugehörigkeit. Berlin, 1936. Statistik des Deutschen Reichs. Band 550: Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich. Berlin, 1940. Statistik des Deutschen Reichs. Band 552: Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 17. Mai 1939. Heft 3: Die Bevölkerung des Deutschen Reichs nach der Religionszugehörigkeit. Berlin, 1942. Heft 5: Die Ausländer im Deutschen Reich. Berlin, 1943. Statistik des Deutschen Reichs. Band 559: Ergebnisse der Volks-, Berufs- und landwirtschaftlichen Betriebszählung 1939 in den Gemeinden. Heft 1: Provinz Ostpreußen. Berlin, 1943.
Deutsche Verwaltungsgeschichte 1871 - 1990 © 2006 by Dr. Michael Rademacher M.A.
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