Preußische Provinz Brandenburg
1. Oberpräsidenten
2. Bevölkerung
3. Wahlen
4. Verwaltungsstruktur
5. Landesbeschreibung 1894
Quellen und Literatur


1. Oberpräsidenten:
1815 - 1824 Georg Christian Friedrich von Heydebreck (Online-Kurzbiographie)
1824 - 1842 Magnus Friedrich Graf von Bassewitz (Online-Kurzbiographie)
1842 - 1848 August Friedrich Wilhelm Werner von Meding (Online-Kurzbiographie)
1848 - 1849 Erasmus Robert Freiherr von Patow (Online-Kurzbiographie)
1849 - 1850 August Freiherr Wolff von Metternich (Online-Kurzbiographie)
1850 - 1862 Eduard Heinrich (seit 1861 von) Flottwell (Online-Kurzbiographie)
1862 Werner Ludolph Erdmann von Selchow (Online-Kurzbiographie)
1862 - 1879 Gustav Wilhelm von Jagow (Online-Kurzbiographie)
1879 - 1899 Heinrich Karl Julius Achenbach (Online-Kurzbiographie)
1899 - 1905 Theobald von Bethmann-Hollweg (Online-Kurzbiographie)
1905 - 1909 August von Trott zu Solz (Online-Kurzbiographie)
1909 - 1910 Friedrich Wilhelm von Loebell (Online-Kurzbiographie)
1910 - 1914 Alfred Anton Robert Conrad (Online-Kurzbiographie)
1914 - 1917 Rudolf Graf von der Schulenburg (Online-Kurzbiographie)
1917 - Jan. 1919 Friedrich Wilhelm von Loebell (Online-Kurzbiographie)
April 1919 - 25. 3. 1933 Adolf Maier (Online-Kurzbiographie)
1933 - 1936 Wilhelm Kube (Online-Kurzbiographie)
1936 - 1945 Emil Stürtz (Online-Kurzbiographie)


2. Bevölkerung:

Einwohnerzahl Provinz (Mark) Brandenburg
2.863.229 (1871), davon 1.987.891 Evangelische,   34.530 Katholiken,   2.971 sonstige Christen, 11.469 Juden
3.126.372 (1875)
3.389.155 (1880)
2.541.783 (1890), davon 2.431.307 Evangelische,   89.910 Katholiken,   6.572 sonstige Christen, 13.775 Juden
3.108.554 (1900), davon 2.907.863 Evangelische, 160.305 Katholiken, 13.201 sonstige Christen, 25.766 Juden
2.592.292 (1925), davon 2.387.582 Evangelische, 138.403 Katholiken,   3.105 sonstige Christen,   8.442 Juden
2.725.697 (1933), davon 2.467.278 Evangelische, 142.162 Katholiken,   1.134 sonstige Christen,   7.616 Juden
3.007.937 (1939), davon 2.594.739 Evangelische, 244.757 Katholiken, 15.190 sonstige Christen,   3.636 Juden


3. Wahlen:

Die Reichstagswahlen von
in der Provinz Brandenburg
19071912
Deutschkonservativ20,4 %16,3 %
Reichspartei13,9 %7,0 %
Nationalliberal6,5 %6,4 %
Deutsche Reformpartei2,0 %1,0 %
Wirtschaftliche Vereinigung0,0 %0,1 %
Freisinnige Vereinigung2,6 %-
Freisinnige Volkspartei11,6 %-
Fortschrittliche Volkspartei-17,7 %
Zentrum0,9 %0,9 %
Polenpartei0,3 %0,3 %
SPD40,6 %49,1 %
Andere Parteien1,0 %1,2 %
Unbestimmt0,2 %0,0 %
Zersplittert0,0 %0,0 %


4. Verwaltungsstruktur

1900

Regierungsbezirk Potsdam
Landkreis Angermünde
Landkreis Beeskow-Storkow
Stadtkreis Brandenburg (Havel)
Stadtkreis Charlottenburg
Landkreis Jüterbog-Luckenwalde
Landkreis Niederbarnim
Landkreis Oberbarnim
Landkreis Osthavelland
Landkreis Ostprignitz
Stadtkreis Potsdam
Landkreis Prenzlau
Stadtkreis Rixdorf
Landkreis Ruppin
Stadtkreis Schöneberg
Stadtkreis Spandau
Landkreis Teltow
Landkreis Templin
Landkreis Westhavelland
Landkreis Westprignitz
Landkreis Zauch-Belzig

Regierungsbezirk Frankfurt
Landkreis Arnswalde
Stadtkreis Forst (Lausitz)
Stadtkreis Frankfurt (Oder)
Landkreis Friedeberg
Stadt- und Landkreis Guben
Landkreis Kalau (Calau)
Landkreis Königsberg (Neumark)
Stadt- und Landkreis Kottbus (Cottbus)
Landkreis Krossen (Crossen)
Stadt- und Landkreis Landsberg (Warthe)
Landkreis Lebus
Landkreis Lübben (Spreewald)
Landkreis Luckau (Niederlausitz)
Landkreis Oststernberg
Landkreis Soldin
Landkreis Sorau
Landkreis Spremberg (Lausitz)
Landkreis Weststernberg
Landkreis Züllichau-Schwiebus

1939

Regierungsbezirk Potsdam

Regierungspräsident:
(1926) Dr. Momm
(1944) Graf von Bismarck-Schönhausen

Landkreis Angermünde
Landkreis Beeskow-Storkow
Stadtkreis Brandenburg (Havel)
Stadtkreis Eberswalde
Landkreis Jüterbog-Luckenwalde
Landkreis Niederbarnim
Landkreis Oberbarnim
Landkreis Osthavelland
Landkreis Ostprignitz
Stadtkreis Potsdam
Landkreis Prenzlau
Stadtkreis Rathenow
Landkreis Ruppin
Landkreis Teltow
Landkreis Templin
Landkreis Westhavelland
Landkreis Westprignitz
Stadtkreis Wittenberge
Landkreis Zauch-Belzig


Regierungsbezirk Frankfurt

Regierungspräsident:
(1926) Bartels
(1944) Refardt

Landkreis Calau
Stadt- und Landkreis Cottbus
Landkreis Crossen
Stadtkreis Forst (Lausitz)
Stadtkreis Frankfurt (Oder)
Stadt- und Landkreis Guben
Landkreis Königsberg (Neumark)
Stadt- und Landkreis Landsberg (Warthe)
Landkreis Lebus
Landkreis Luckau (Niederlausitz)
Landkreis Lübben (Spreewald)
Landkreis Meseritz
Landkreis Oststernberg
Landkreis Schwerin (Warthe)
Landkreis Soldin
Landkreis Sorau
Landkreis Spremberg (Lausitz)
Landkreis Weststernberg
Landkreis Züllichau-Schwiebus



5. Landesbeschreibung 1894:
"Brandenburg, preuß. Provinz und Stammland des Preußischen Staates, besteht vorzugsweise aus altbrandenburgischen Landesteilen: der Mittelmark zwischen Havel und Oder, der Ukermark an der Uker, der Prignitz zwischen Elbe und Dosse, des größten Teils der Neumark im O. von der Oder etc., denen 1816 ansehnliche Gebiete von Sachsen (die Niederlausitz etc.) hinzugefügt wurden, liegt im Norddeutschen Tiefland und hat (ohne Berlin) einen Flächeninhalt von 39.836 qkm (723,50 QM.). Im Norden reicht der Norddeutsche Landrücken, von dem 4 km breiten Odertal durchbrochen, bis an das Rhinluch, den Finowkanal, das Oder- u. Warthebruch. Im S. durchzieht die Provinz der Märkisch-Schlesische Landrücken, der im Regierungsbezirk Potsdam Fläming (Hagelberg 201, Golmberg bei Baruth 178 m), im Regierungsbezirk Frankfurt Lausitzer Grenzwall (Rückenberg bei Sorau 229 m) heißt. In der Mitte, zwischen beiden Landrücken, sind zahlreiche Einsenkungen zwischen kleinern Hügelmassen und Platten: das Oderbruch (10 - 20 m) neben der Platte von Barnim (158), die Rauenschen Berge (152 m) bei Fürstenwalde neben dem breiten Spreetal, die Hügel von Potsdam neben den ausgedehnten Wasserbecken der Havel, das Rhin- und Havelländische Luch, der versumpfte Spreewald zwischen Pleitz u. Lübben, das Warthebruch zwischen den Hügelplatten der Neumark (zum Norddeutschen Landrücken) und von Sternberg etc. Geognostisch besteht die Erdrinde aus Alluvialgebilden in den Niederungen, aus Diluvialgebilden auf den Hügelplatten; unter letztern ist das Tertiärgebirge (Braunkohle, Sepatarienton) sehr weit verbreitet. Von anstehendem Gestein gibt es Muschelkalk bei Rüdersdorf, Gips der Zechsteinformation nebst Steinsalz bei Sperenberg. Die Flüsse gehören zu den Stromgebieten der Elbe und Oder; zur Elbe, die im NW. nur Grenzfluß ist, fließen die Schwarze Elster (meist außerhalb der Provinz), die Havel (mit der Spree (diese mit der Dahme), Nuthe, Plane, dem Rhin und der Dosse) und die Stepenitz; zur Oder der Bober, die Lausitzer Neiße, Warthe (mit der Netze, diese mit der Drage) und die Mietzel, außerhalb der Provinz noch die Ihna und Uker. Beide Stromsysteme werden durch den Finow und den Oder-Spree-Kanal verbunden: der erstere zwischen Havel und Oder, der andere zwischen Spree und Oder, an Stelle des alten Müllroser oder Friedrich Wilhelms-Kanals. Zahlreich sind außerdem die Kanäle im Elbgebiet; der Sakrow-Paretzer Kanal, nördl. von Potsdam, kürzt die Havelschiffahrt ab. Unter den Entwässerungskanälen ist der Große Hauptkanal im Havelländischen Luch am bedeutendsten. Zahlreich sind in B. die Seen, die freilich im S. fast ganz fehlen. Auf dem nördlichen Landrücken und in seinen Abdachungen sind der Ruppiner See am Rhin, der Grimnitz- und Werbelliner See bei Joachimsthal, der Paarsteiner See südl. von Angermünde, die Ukerseen an der Uker, die Soldiner Seen in der Neumark; in der Mitte die Havelseen zwischen Tegel und Plaue (Schwielowsee bei Baumgartenbrück), die Spreeseen (Schwielug- und Müggelsee), die Dahmeseen, die Seen von Storkow (Schermützelsee) etc.; im S. zahlreiche Karpfenteiche im Kreis Kottbus. Die Durchschnittstemperatur beträgt 6,5 - 7,0 R. Bodenbenutzung: Von der Gesamtfläche der Provinz entfallen auf das Ackerland und die Gärten 46,2 Proz., Wiesen 10,1, Weiden 4,9, Holzungen 32,1, Wasserstücke 2,2 Proz. (Reinertrag: ha 9,5, A 14 Mk.). Zuckerrüben werden vorzugsweise im Oderbruch, Gartengewächse bei Berlin u. Potsdam u. im Spreewald (Gurken, Meerrettich), Tabak bei Schwedt u. Vierraden, Obst u. etwas Wein an der mittleren Havel (Werder) und in der Odergegend von Guben bis Züllichau gezogen. 1891 wurden 4.066.264 Tonnen Braunkohlen gefördert. Der Viehbestand ergab nach der Zählung von 1892 (mit Berlin) 265.437 Pferde, 759.929 Stück Rindvieh, 1.185.562 Schafe, 760.144 Schweine und 254.750 Ziegen. Verhältnismäßig bedeutend ist der Wildbestand, gefördert durch große staatliche und herrschaftliche Wildparke (Hirsche, Rehe). Nach der Zählung von 1890 hatte die Provinz (ohne Berlin) 2.541.783 (1816: 1.085.899 Einwohner, davon 2.431.307 Evang., 89.910 Kathol. u. 13.775 Juden; in der Niederlausitz, vom Spreewald nach S., leben noch 55.000 Wenden. Auf 1 qkm kommen 64 Einwohner. Nach der Gewerbezählung von 1882 gab es (ohne Berlin) 150.338 Hauptbetriebe mit 325.273 in denselben beschäftigten Personen.
Es kamen auf:Personen
Kunst- und Handelsgärtnerei3.403
Gewerbsmäßige Tierzucht und Fischerei2.045
Bergbau, Hütten- u. Salinenwesen3.913
Industrie der Steine u. Erden24.256
Metallverarbeitung1.571
Fabrikation von Maschinen u. Apparaten16.471
Chemische Industrie3.621
Industrie der Heiz- u. Leuchtstoffe1.846
Textilindustrie48.340
Papierindustrie2.554
Industrie der Holz- u. Schnitzstoffe20.122
Industrie der Nahrungs- u. Genußmittel36.822
Gewerbe für Bekleidung u. Reinigung55.758
Baugewerbe22.902
Polygraphische Gewerbe1.871
Künstlerische Betriebe f. gewerbl. Zwecke356
Handelsgewerbe32.732
Verkehrsgewerbe (ohne Post- u. Eisenbahnverkehr4.713
Gewerbe f. Beherbergung u. Erquickung13.188

Unter den Bildungsanstalten gibt es (ohne Berlin) 23 Gymnasien, 7 Realgymnasien, 1 Realschule, 3 Progymnasien, 2 Realschulen, 11 Realprogymnasien, 1 Landwirtschaftsschule, 10 Schullehrerseminare etc. Die Provinz zerfällt ohne Berlin, das als Stadtkreis durch Gesetz von derselben getrennt ist, in die 2 Regierungsbezirke Potsdam und Frankfurt, jener mit 18, dieser mit 20 Kreisen. Auf dem Gebiet der Rechtspflege bildet die Provinz mit Berlin den Bezirk des Kammergerichts in Berlin mit 9 Landgerichten (Berlin I. u. II., Frankfurt a. O., Guben, Kottbus, Landsberg a. W., Neuruppin, Potsdam, Prenzlau). In militärischer Beziehung endlich umfaßt B. den Bezirk des 3. Armeekorps, in dessen Bereich auch fast die gesamte Garde ihre Standquartiere hat. Hauptort der Provinz ist Potsdam."
(Quelle: Neumanns Orts-Lexikon des Deutschen Reichs. Ein geographisch-statistisches Nachschlagebuch für deutsche Landeskunde. Dritte, neu bearbeitete und vermehrte Auflage von Wilhelm Keil. Leipzig, 1894.)



Quellen und Literatur

Gothaisches Jahrbuch für Diplomatie, Verwaltung und Wirtschaft. Hundertdreiundsechzigster Jahrgang 1926. Gotha, 1926.

Gothaisches Jahrbuch für Diplomatie, Verwaltung und Wirtschaft. Hunderteinundachtzigster Jahrgang 1944. Gotha, 1944.

Schwabe, Klaus (Hrsg.): Die preußischen Oberpräsidenten 1815 - 1945 (Büdinger Forschungen zur Sozialgeschichte; Bd. 15). Boppard am Rhein, 1985.

Statistik des Deutschen Reichs. Neu Folge, Band 68: Die Volkszählung am 1. Dezember 1890 im Deutschen Reich. Berlin, 1894.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 150: Die Volkszählung am 1. Dezember 1900 im Deutschen Reich. Berlin, 1903.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 250: Die Reichstagswahlen von 1912. Berlin, 1913.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 401: Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 16. Juni 1925. Heft 1: Die Bevölkerung im Deutschen Reich nach den Ergebnissen der Volkszählung 1925. Teil I: Einführung in die Volkszählung 1925. Tabellenwerk. Berlin, 1928.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 450: Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich. Berlin, 1939.
Teil I: Altreich und Land Österreich.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 451: Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 16. Juni 1933. Heft 3: Die Bevölkerung des Deutschen Reichs nach der Religionszugehörigkeit. Berlin, 1936.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 550: Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich. Berlin, 1940.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 552: Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 17. Mai 1939.
Heft 3: Die Bevölkerung des Deutschen Reichs nach der Religionszugehörigkeit. Berlin, 1942.
Heft 5: Die Ausländer im Deutschen Reich. Berlin, 1943.

Vierteljahreshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für das Jahr 1873. Band II, Heft II, Abtheilung 1: Die Volkszählung im Deutschen Reiche vom 1. Dezember 1871. Berlin, 1873.


Deutsche Verwaltungsgeschichte 1871 - 1990 © 2006 by Dr. Michael Rademacher M.A.